Geschichte
Tatsache ist, das, wenn man einen alten Schlepper hat, will
man auch mal mehr darüber herausfinden. Der Bauzeitraum und
die, sofern überhaupt verfügbar, Stückzahlen sind aber nur
die eine Sache. Denn, ist man erst mal dran, tauchen noch
andere Fragen auf, wie etwa bauliche Veränderungen. Sind
diese original, wann und warum gab es diese Änderungen? Aus
den meisten erschienenen Chroniken bekommt man aber nur
einen kleinen, bzw. groben Eindruck in deren Historie, zudem
sind diese teilweise auch fehlerhaft und / oder
unvollständig.
Von Anfang an - als ich den E6 übernahm - wollte ich mehr
über diesen und später auch über den ähnlich aufgebauten E5
wissen. Das war 2004. Damals gab es aber quasi nichts. Wo
man aber recht leicht ran kam, waren z. B. verschiedene
Betriebsanleitungen und Prospekte/Preislisten. So fing ich
also an, diverse Unterlagen zu sammeln und zu vergleichen,
ebenso bei den Einachsern selber, wobei ich mich da (aus
verständlichen Gründen) auf Bilder beschränkte. Es ist zwar
eine langwierige Aufgabe aber sie macht einfach Spaß. So
können auch nur scheinbar kleine Details in der
Gesamtansicht doch sehr aufschlussreich sein. Natürlich
werde ich hier nicht jedes einzelne Detail (auch wenn es mir
schwerfällt) aufführen, zumal der Sinn dahinter oft nicht
mehr nachvollziehbar ist und es dann wohl auch langweilig
wird.
Dabei ist gerade die Historie des E5 sehr interessant, wie
ihr weiter unten noch lesen werdet. Der frühe Abschnitt ist
sogar recht gut dokumentiert, Werbung sei Dank! Daher ist
die Geschichte, zu besseren Übersicht, in Abschnitte
unterteilt.
Hier habe ich nun deren Chronik mit mir bekannten Fakten -
auch begleitet von daraus resultierenden Vermutungen - in
einer mittlerweile doch recht ausführlichen Geschichte und
mit unterstützenden Bildern bzw. Prospektausschnitten
nieder- geschrieben.
Die Geschichte des
E5 und E6
Vorgeschichte und Prototypen
Der E5 geht in Serie
Anbaugeräte Teil 1
Vom E5 zum E6
Der E6 wird ein Bestseller
Anbaugeräte Teil 2
Die
Weiterentwicklungen / Variationen
Die Entwicklung im
Überblick
Stückzahlen der
Anbaugeräte
Die Geschichte des E5 und E6:
Vorgeschichte
und
Prototypen
Der bisher kleinste Einachser von Holder war zugleich der
erste, nämlich der Pionier. Das gilt sowohl für die Größe,
als auch für die Motorkraft. Aber schon beim Nachfolger NHT
steigerte sich die Leistung von 6 auf 9 PS. Der Einachser
selbst wurde natürlich auch größer und schwerer. Besonders
der später gebaute EDII fand großen Anklang bei den
Kleinbauern, egal ob als Ersatz für das Pferd oder als
Zweitschlepper. Aber trotz der großen Erfolge, für viele
Bauern, besonders Gärtnereien, war selbst der EBII/EDII zu
groß oder zu teuer. Andere Einachs- Hersteller, wie Agria
oder Bungartz, hatten schon lange kleine und handliche
Motorgeräte im Programm.
Daher entschied sich auch Holder 1955 einen kleinen
Einachser parallel neben den großen zu bauen. Natürlich
musste es auch ein Universal-Einachser sein. Allerdings kein
EDII in klein, sondern es entstand eine komplette
Neukonstruktion. Das besondere an diesem neuen Modell war,
dass der Holm in einen senkrechten Schaltturm und zwei
Lenkholme unterteilt wurde, damit die Lenkholme um 180°
gedreht werden konnte. Mit diesem Konstruktionsmerkmal
zeigte Holder eine große Weitsicht, den so konnte eine
größere Palette an Anbaugeräten adaptiert werden, da
Lenkholme und Bediener nicht mehr im Weg waren. Denn anfangs
gab es nur Mähwerk und Anbauspritze, doch ein paar Jahre
später erweiterte sich die Auswahl deutlich. Auch lassen
sich so mehr Arbeiten am Einsatzort durchführen. Während an
den EDII z. B. nur ein Anhängemähwerk angehängt werden
konnte, wurde das Mähwerk beim neuen Einachser einfach auf
den Anhänger gepackt, zusammen etwa mit weiteren Helfern und
Arbeitsgeräten. Zusätzlich war der Lenkholm insgesamt 9x in
der Höhe und seitlich verstellbar.
Als Untersetzung nahm man ein 3-Gang Wechselgetriebe. Dem
wurde noch ein Wendegetriebe davorgeschaltet. Somit können
die drei Gänge, sowohl für den Vor- als auch Rückwärtsgang,
genutzt werden, was hervorragend zum Prinzip der
schwenkenden Lenkholme passte. Aber Holder hatte nicht vor,
ein reines Ackergerät zu bauen. Um auch als ein vollwertiger
Transporter benutzt werden zu können, gab es zusätzlich
einen Schnellgang. Dieser wurde so konstruiert, dass die
Motorkraft möglichst direkt auf die Räder übertragen wird.
Dabei wurde die Untersetzung so lang gewählt, dass er eine
Höchstgeschwindigkeit von ca. 20 km/h erreicht, wenn die
große Bereifung montiert wurde. Das war sehr schnell, zum
Vergleich, viele andere liefen umdie 15 km/h. Um
einigermaßen verkehrssicher zu sein, bekam er noch eine
kleine Trommelbremse als zusätzliche Fahrbremse zur
Anhängerbremse. Natürlich konnte man diese auch für andere
Arbeiten bei Bedarf einsetzen. Um das ganze abzurunden,
erhielt er zwei verschiedene Zapf- wellengeschwindigkeiten,
die gangunabhängig geschaltet wurden.
Als Antrieb entschied man sich für einen 2-Takt Benzinmotor
von F&S, den Stamo 200 mit 5 PS. Daher bekam er
sinnigerweise die Bezeichnung „E5“. Gestartet wurde mit
Lederriemen. Ein Wirbel-Ölbadluftfilter sorgte für einen
störungsfreien Betrieb. Der drei Liter fassende Benzintank
kam an den Schaltturm. Eine Mehrscheiben-Lamellenkupplung,
die im Ölbad des Getriebes lief, sorgte für die
Kraftübertragung. Durch zwei Spannbügel konnten
fremdangetriebene Geräte einfach angeflanscht werden. Um
auch besonders schmale Reihen bearbeiten zu können, hielt
man ihn sehr schmal, nämlich auf 160 mm Spurbreite. Auch auf
das passende Gewicht wurde geachtet. Nur etwa 75 kg sollte
er schwer sein (was kurze Zeit später aber auf ca. 100 kg
erhöht wurde). Daher wurde auf eine Lenkhilfe verzichtet.
Zufrieden war man mit dem ersten Versuch aber nicht,
speziell der Holm wurde daher deutlich verändert. So wurden
u. a. die Schaltstangen unter die Lenkholme verlegt. Daraus
entstand der 2. Prototyp.
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Das
erste
Prospekt von 1955. Es handelt sich hierbei um den 2.
Prototypen, der mit dem typischen E5 nicht wirklich
was zu tun hat. Und zu tun gab es einiges.
Der 1. Prototyp sieht sehr ähnlich aus und ist auch
noch in Sammlerhand erhalten geblieben!
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Trotz
der
Änderungen wurde er nicht für serientauglich befunden und
musste fast komplett überarbeitet werden. Das
Konstruktionsprinzip des 7 - Gang Getriebes, sowie anderer
spezieller Merkmale war dagegen soweit ausgereift. Eine
grund- legende Überarbeitung erfuhren dagegen Holme und
Aufbauten. Der Schaltturm wurde in einen nach hinten
laufenden Hauptholm geändert. Auch konnten jetzt die
Lenkholme auf schmal und breit gestellt werden, was sich
besonders in engen Reihen auszahlte. Der Tank wurde über dem
Motor platziert, der Ölbadluftfilter durch einen
Nassluftfilter mit Zyklonvorabscheider ersetzt und es kam
noch ein Werkzeugfach hinzu.
Die Zapfwellendrehzahl änderte sich dagegen regelmäßig. Die
Palette reichte von der Normdrehzahl 540 bis zu 920 U/min.
Lediglich die Höchstgeschwindigkeit blieb mit (groben) 17
bzw. 20 km/h gleich.
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Dieses
Prospekt
von 1957 zeigt den 3. Prototyp, der dem E5 schon
sehr ähnlich sieht.
Hier merkt man auch den Sparzwang: Das Prospekt ist
eigentlich von 1955 und wurde nur mit dem Zusatz
"mit Einzelradlenkung" neu aufgelegt. Man achte mal
auf den Anhänger. Es scheint dasselbe Modell zu
sein, wie im vorigen Prospekt.
Dieser steht übrigens noch im Holdermuseum. Von
diesem existierten mindestens zwei Exemplare.
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Der
E5
geht in Serie
Obwohl die daraus entstandene "Serienversion" weitestgehend
dem typischen E5 glich, wurde noch experimentiert und immer
wieder etwas geändert. So unterschieden sich die ersten
Serienmodelle in leicht veränderten Details und besaßen auch
noch Merkmale des letzten Prototyps, wie etwa den
abgerundeten Zapfwellenhebel und Nassluftfilter, statt des
Micronicfilters. Das betraf aber nur wenige Modelle, man
fand recht schnell zu einer einheitlichen Form, welche ab
1956 produziert wurde.
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Ein
Ausschnitt
aus einer landwirtschaftlichen Zeitung von 1958. Zu
sehen ist aber eines der ersten Serienmodelle!
Typisch dafür ist, wie beim 3. Prototyp, der
abgerundete Zapfwellenhebel.
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Der
E5
hatte aber einen entscheidenden Nachteil: Die starre Achse!
Damit ließ sich zwar auf Gras oder unbefestigtem Boden noch
gut manövrieren aber bei einer fast kompletten 180° Drehung,
etwa beim Pflügen und dann noch mit Radgewichten dran, muss
das Arbeiten auf Dauer sehr anstrengen gewesen sein. So
wurde ca. Mitte 1957 endlich eine Einzelradlenkung
eingebaut, welche durch Betätigen des am Lenkholm
befestigten Hebels per Seilzug das Ausschalten des linken
Rades erlaubte. Ein müheloses Wenden auf der Stelle war so
nun kein Problem mehr. Gleichzeitig sind auch die
Schaltstangen verlängert worden, lediglich der
Zapfwellenhebel blieb immer gleich. Der Einbau der
Einzelradlenkung hätte schon viel früher erfolgen müssen,
denn dadurch wurde er auf einmal sehr interessant. Lag die
Produktionszahl 1956 noch bei ca. 800 Stück, schraubte man
diese 1958 auf fast 1.500 hoch.
Natürlich hielt man ihn auch auf dem aktuellen Stand der
Technik. So bekam er Anfang 1959 einen Reversierstarter
verpasst.
Anbaugeräte Teil 1
Zum E5 wurde eine eigene Palette an Anbaugeräten entwickelt,
die nach dem Holder Einmannprinzip sehr einfach an- und
abgebaut werden konnten. Dafür sorgte das universelle
Anschlussstück, in das alle gezogenen Geräte ohne weiteres
eingehängt wurden. Ebenso ermöglichte es auch die Tiefen-
bzw. Höhenein- sowie Feststellung. Zapfwellengeräte konnten
einfach mit zwei Bügeln direkt angeflansch werden. Bei der
Serieneinführung gab es ihn schon mit min. 10 Anbaugeräten,
z. B. der Boden- und Hackfräse, Pflug, Mähbalken, Anhänger
und Riemenscheibe.
Genau wie bei der Zugmaschine, musste auch bei einigen
Anbaugeräten erst noch experimentiert werden. Manche kamen
nicht über den Erprobungsstatus hinaus, wie etwa eine
Mehrreihenfräse. Einige Geräte, z. B. der Wendepflug, waren
dagegen schon serienreif, andere mussten noch verändert
werden. Aber die meisten, die sich bis nach 1957 halten
konnten (und die danach entwickelten), wurden bis zur
Produktionseinstellung des E6 und teils darüber, für den E7
/ E9, weitergebaut.
Da Holder die großen Einachser naturgemäß auch mit
Anbauspritzen ausstattete, durfte für den E5 solch ein
Anbaugerät natürlich nicht fehlen! Neben verschiedenen
Vorgängerversionen, war die Zapfwellen - Aufbauspritze "ES
10" das ausgereifteste Endprodukt. Denn damit konnte man
nicht nur, je nach Windrichtung, vor- als auch rückwärts
spritzen, insbesondere lag auch der Schwerpunkt zu einem
großen Teil auf der Antriebsachse. Denn bei z. B. der SZP 16
wurde das Fass vor der Zapfwelle angebracht. Doch trotz
auffälliger Werbung war die Nachfrage sehr gering.
Jedenfalls sind mir nur ca. 5 Stück bekannt. In den
Preislisten ist auch nur die Zapfwellenpumpe EP 1
hervorgehoben. Im Gegensatz zur aufwändigen Werbung, wird
die ES 10 selbst nur sehr spärlich, meist gar nicht,
erwähnt. Lediglich die Beschreibung "Weinberg -
Spritzgestänge" weißt auf diese hin.
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Die
Pumpenvielfalt
ist beim E5 / E6 durch einen glück- lichen Zufall
gut dokumentiert. Weitere Bilder gibt es auf
myholder.de
Hier eine Werksaufnahme mit dem E5 und der Aufbau-
pumpe SZP 16. Für diese gab es aber noch kein Wein-
bergspritzgestänge.
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Links
ein
Prototyp der Aufbau- Spritze ES 10. Rechts, Einsatz
in einer Wingertzeile. Die Pumpe konnte allerdings
nur in flachen Gegenden eingesetzt werden, da der E5
/ E6 es sonst ggf. nicht mehr den Berg rauf
schaffte. Schließlich fasste der Behälter bis zu 100
l an Spritzbrühe.
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Vom
E5
zum E6
Dennoch gab es diverse Probleme zu lösen, die sich erst im
laufe der Zeit herausstellten: Die Lamellenkupplung war
nicht immer zuverlässig, ggf. rutschte diese auch bei
starker Belastung durch. Ein verkleben bei längerer
Standzeit war ebenso möglich. Die Tankhalterung war auch
nicht gerade die stabilste, vor allem bei holpriger
Straßenfahrt.
Da Holder noch andere Veränderungen vor hatte, hieß die
Lösung wieder ein mal: Überarbeitung - in Form des E6. Er
kam schon im Frühling 1959 auf den Markt. Die Produktion des
E5 wurde darauf zeitgleich eingestellt. Bis zu diesem
Zeitpunkt verließen ca. 4.100 E5er das Holder Werk.
Dank der Überarbeitung war der E6 somit nicht nur auf dem
neuesten technischen Stand, sondern bekam auch noch ein
zusätzliches Facelift verpasst, um sich von dem E5 mehr
abzuheben. Die wichtigsten Merkmale sind die betriebssichere
Einscheiben - Trockenkupplung (wie sie ab dem ED10 Standard
war) und (wieder) ein Nassluftfilter aber mit einem anderen,
kleineren Zyklonvorabscheider. Der Zapfwellenhebel wurde
neben die beiden Schalthebel auf den Hauptholm verlagert und
der Tank war nun zusammen mit dem Luftfilter auf einem
Tragblech montiert. Zum Abschluss bekam der E6 noch eine
formschöne Motorhaube mit integriertem Werkzeugfach. Sein
Preis betrug 1.495 DM (747,50 €).
Der E6 wird ein Bestseller
Um zu zeigen wie leistungsfähig er nun war, ist er im August
der DLG (Deutsche Landwirtschafts- Gesellschaft) vorgestellt
worden. Getestet wurden Pflug, Anhän- ger, Boden- und
Hackfräse mit 60 cm und Frontmähwerk mit 140 cm. Hier ein
Auszug aus der abschließenden Beurteilung:
"Der 5 PS Holder-Universal-Einachsschlepper E6 [...] hat
sich bei der Prüfung bewährt. Er ist leicht zu handhaben,
einfach und zweckmäßig gebaut und stellt an die Bedienung
keine großen Anforderungen. Der Einachsschlepper ist in
der geprüften Ausstattung eine gute Lösung für den Einsatz
in Garten-, Obst-, und Weinbau und landwirtschaftlichen
Kleinbetrieben. Er bildet als Zweitmaschine eine
brauchbare Ergänzung vorhandener Zugmittel. Das Getriebe
ist für den Einsatz gut abgestuft. Der Einachsschlepper
wird mit den geprüften Zusatzgeräten "DLG-anerkannt"."
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Das
erste
Prospekt vom E6. Im Gegensatz zu den späteren hat
dieses nur zwei, statt vier Seiten und die Größe A5
statt A4. Er wurde also relativ informationsarm
angeboten. Aber dafür vielleicht in größerer
Druckzahl?
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Ein
Ausschnitt
aus einer landwirtschaftlichen Zeitung von 1961.
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Zwei
Werkfotos
aus den frühen 60er Jahren. Links beim fräsen und
rechts beim pflügen.
Man achte auf die Feldgröße!
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Das sich der Aufwand lohnte, konnte man schon ein Jahr
später sehen. Denn in diesem und nächstem Jahr wurden um die
2.000 Schlepper produziert. Anfang 1962 ist er auf den neuen
und sparsameren F&S Stamo 201 mit Kugelregler umgerüstet
worden. Vermutlich war die Nachfrage dadurch und dem
damaligen, noch leicht anhaltenden wirtschaftlichen
Aufschwung bedingt, so groß, das 1963 kurzfristig sogar um
die 3.500 Stück hergestellt wurden! Gut möglich, dass auch
einige ausländische Aufträge darunter waren. Schließlich
sind damals die Holderprodukte in alle Welt verkauft worden.
Diese hohe Stückzahl erreichte der E6 zwar nicht mehr aber
mit durchschnittlich 770 Schleppern pro Jahr verkaufte er
sich dennoch einwandfrei.
Noch im Jahr 1963, änderte sich die Typenbezeichnung von
"E6" auf "E6 G", ohne eine technische oder bauliche
Veränderung. Dafür wurde aber noch die Zusatz- bezeichnung
"A" und "B", für die kleine und große Luftbereifung
eingeführt.
Bis zum Schluss wurde der E6 serienmäßig nur mit dem ST 201
angeboten. Was die Ingenieure aber nicht davon abhielt, nach
anderen Motorvarianten zu suchen. So gab es einen Versuch
mit einem F&S Wankelmotor, welcher aber wohl nicht zur
Zufriedenheit verlief.
Der Vollständigkeit halber muss noch die "Sonderversion" des
E6 erwähnt werden. Hierbei wurde er mit dem großen
Zyklonvorabscheider und Microniceinsatz angeboten, dem
gleichen wie beim E5. Damit die Haube noch montiert werden
konnte, ist sie dementsprechend professionell!
ausgeschnitten worden. Was für einen Sinn das hatte, konnte
bisher nicht geklärt werden, ebenso die Stückzahl. Es können
aber nicht viele gewesen sein, zumal er so nie extra
beworben wurde, obwohl ein solches Modell in einem Prospekt
zu sehen ist.
Um sich den ständigen Veränderungen in Ackerbau und Technik
anpassen zu können, wurde er in kleinen Schritten immer
weiter verbessert. So ist Anfang 1967 der effektivere
Ölbadluftfilter verbaut worden und 1972 kam die breite und
schwer- ere 6.00 - 9 AS (Standard-) Bereifung hinzu. Für
diese sind zusätzlich noch Klappgreifer entwickelt worden,
wodurch sich die Umrüstzeit verringerte.
Durch die große Beliebtheit, der ständigen Weiterentwicklung
des Schleppers und der Erweiterung der Anbaugerätereihe, war
es nicht nötig, den E6 zu ersetzen. Er bekam weder ein
weiteres Facelift, wie es etwa bei den Knicklenkern mit
ihren eckigen Formen der Fall war, noch gab es ihn in
Kommunalfarben. Lediglich die neue 6x9er Bereifung war in
elfenbein gehalten, statt in rot. So blieb er insgesamt 16
lange Jahre, also bis 1975, im Verkaufsprogramm. Erst dann
wurde er endgültig durch den E7 / E9 ersetzt, die mehr der
damaligen Zeit entsprachen - trotz anhaltend guter
Verkaufszahlen.
Immerhin ist der E6 ca. 19.500 mal gebaut worden und gehört
damit zu den am (oder ist damit?) meistgebauten Holder
Einachsschleppern.
Anbaugeräte Teil 2
Aber nicht nur der Schlepper wurde verbessert auch bei der
Anbaugerätereihe tat sich einiges. So gab es verschiedene
Kultivatoren und vor allem die Schneefräse und Kehrmaschine
war immer weiter verbessert worden.
Ebenso erweiterte sich der Einsatzbereich. So gab es um 1959
rum z. B. große Stahlgreiferräder, ein Räumschild und einen
Sichelrasenmäher, um hier nur ein paar zu nennen. Denn zur
Angebotspalette kam fast jedes Jahr ein weiteres Anbau- und
/ oder Ausstattungsgerät hinzu. Dadurch konnte der Einsatz
nach Spezial- gebieten aufgeteilt werden, wie den Forst- und
vor allem Kommunalbereich. Besonders letzterer rückte immer
mehr in den Focus, wie man z. B. am Winter- geräteprogramm
sehen kann. Kurz gesagt, war so nun auch ein
Ganzjahreseinsatz in vielen verschiedenen Bereichen möglich.
Spätere, besondere Konstruktionen waren z. B. die seitlich
versetzbare Hackfräse mit 65 cm Arbeitsbreite (1965) und die
Spargelfräse (1969). Aber auch Geräte von anderen Firmen
konnten an den E6 angepasst werden, wie etwa ein
Erdbohrgerät oder eine Rasenkehrmaschine. Somit ist er quasi
zu einem richtigen Allround- talent geworden. Kein Wunder,
waren bei Produktionsende etwa bis zu 30 ver- schiedene
Arbeiten möglich.
Die Weiterentwicklungen /
Variationen:
Hierzu zählen der E7, E8, E9 und der Knicklenker A8. Die
Schlepper sehen zwar unterschiedlich aus, haben aber alle,
mit leichten Veränderungen, das gleiche 7 - Gang Getriebe.
Hier geben ich einen kleinen Überblick über die Schlepper.
E7&E9:
"Dieser" ist die Weiterentwicklung des E6. Denn es handelt
sich eigentlich um einen Getriebetyp, der aber mit
verschiedenen Motorklassen ausgerüstet werden konnte.
Während der E7 mehr den Platz des E6 einnahm, fungierte der
E9 als schwerer Schlepper, auch "Profigerät" genannt und ist
somit der stärkste Typ dieser Getriebereihe.
Mehr zum E7&E9 findet Ihr auf meiner Holder E7&E9
Homepage
E8:
Er ist keine Weiterentwicklung in dem Sinne,
sondern eine Variation des E6. Als größere Version
(nicht nur in punkto Motorkraft), ist er praktisch der
"große Bruder" und mit zahlreichen Extras und Besonderheiten
ausgestattet. Allerdings war er nicht sehr erfolgreich. Die
meißten wurden wohl in die Niederlande und in den Norden
Deutschlands verkauft.
Mehr zum E8 findet Ihr auf meiner Holder E8 Homepage
A8:
Er ist wiederum eine Variation des E8. Hier wurden zwei E8 -
Getriebe mit einer Knicklenkung versehen. Die besonderen
Vorteile waren eine sehr kleine Spurweite, ein niedriger
Schwerpunkt sowie 8 verschiedene Zapfwellendrehzahlen.
Allerdings verkaufte er sich sehr schlecht, so dass er zu
einem der seltenen und begehrten Holderschleppern gehört.
Mehr zum A8 findet Ihr auf meiner kleinen Holder A8 Homepage
Die Entwicklung im Überblick:
In
groben
Jahreszahlen sind hier die jeweiligen besonderen Ereignisse
aufgelistet. Dabei sind nur der E5 und E6 (um die es hier ja
hauptsächlich geht) genauer im Detail aufgeführt.
1955: Beginn der Serienfertigung des E5
1957: Hinzufügen der Einzelradlenkung
1959: Einstellung der E5 - Produktion / Beginn der
Serienfertigung des E6
1961: Beginn der Serienfertigung des E8
1962: E6: Umrüstung auf den F&S Stamo 201
1962: Beginn der Serienfertigung des A8
1963: Änderung der Bezeichnung auf "E6 G"
1964: Einstellung der A8 - Produktion
1967: E6: Umrüstung auf den Ölbadluftfilter
1971: Einstellung der E8 - Produktion
1974: Beginn der Serienproduktion des E7 und E9
1975: Einstellung der E6 - Produktion
1990: Einstellung der E7 / E9 - Produktion
Stückzahlen der Anbaugeräte:
Die
Stückzahlen der Arbeitsmaschinen werden, wenn bekannt, immer
angegeben. Aber was ist mit den Anbaugeräten? Manche sind
häufiger zu finden wie andere. Aber erst durch konkrete
Zahlen, kann man das nachvollziehen.
Problematisch ist dabei, dass nicht jedes Gerät ein
Typenschild hat. Neben den Kleinteilen, zählen auch größere
Geräte dazu, wie z.B. der Kultivator. Und gerade bei
seltenen Geräten kann noch viel Luft nach oben sein.
Die angegebenen Stückzahlen sind daher auch eine teils grobe
Schätzung. Und einige Geräte sind zusammengefasst, da am
Typenschild nicht, wie in der obigen Liste, nach weiteren
Typen unterschieden wird. Theoretisch dürften alle Gerät bei
"1" anfangen.
Gezählt wird hier nur bis zur Einstellung des E6, da einige
Geräte ohne Typenänderung vom E7/E9 übernommen worden waren.
Unb.: Es ist mir nicht bekannt, ob dieses Gerät ein
Typenschild hat.
K.A.: Es sind keine aussagekräftigen Stückzahlen bekannt.
*: Anfangs gab es ein Typenschild mit Nummer, was aber bald
geändert wurde.
Es dürften aber ähnlich viele produziert worden
sein, wie der E5 und E6
zusammen. Möglicherweise fängt die Nummer hier
mit "1.000" an.
** Möglicherweise fängt die Nummer hier mit "1.000" an.
009
|
Schwenkbares
Räumschild
(120
cm)
|
2.570
|
200
|
Geräte
- Anschlussstück
|
4.850*
|
205
|
Drehpflug
|
9.040
|
220-1
|
Hacke
(50;
75; 100; 125 cm)
|
K.A.
|
225
|
Egge
(100
cm)
|
7.830
|
245-1
|
Anhänge
-
Sandstreuer (80 cm)
|
Unb.
|
255
|
Einachs
-
Anhängewagen
|
4.110
|
260
|
Anbau
-
Riemenscheibe (21 cm)
|
K.A.
|
265
|
Frontmähwerk
und Mulchbalken
|
8.260**
|
266-1
|
Getreideablage
(140
cm)
|
Unb.
|
269-1
|
Sichel
-
Rasenmäher (66 cm)
|
1.294
|
269-2
|
Sichel
-
Rasenmäher (66 cm)
|
995
|
283-1
|
Bodenfräse
und Hackfräse (20-60 cm)
|
16.940
|
283-12
|
Versetzbare
Hackfräse (65 cm)
|
K.A.
|
283-20
|
Spargelfräse
|
K.A.
|
284-1
|
Erdaufbearbeitungsmaschine
|
Unb.
|
290
|
Schneefräse
und -schleuder
|
750
|
Teko
|
Anbau
-
Kehrmaschine (110 cm)
|
Unb.
|
291
|
Kehrmaschine
(120
cm)
|
1.720
|
1375-4
|
Walzenrasenmäher
(80 cm)
|
Unb.
|
1375-5
|
Walzenrasenmäher
(140 cm)
|
Unb.
|
SZP
16
|
Anbaupumpe
|
Unb.
|
Z 16
|
Anbaupumpe
(16 l/min)
|
Unb.
|
EP
1
|
Zapfwellen
-
Anbaup. (16/20 l/min)
|
3.420**
|
K
25
|
Zapfwellen
-
Anbaup. (25 l/min)
|
Unb.
|
ES
8
|
Kombination
EP
1 mit Faßwagen
|
Unb.
|
ES
10
|
Zapfwellen
-
Aufbauspritze
|
Unb.
|
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